24h Rennen mal eben so fix aus dem Ärmel...
Das ein 24h Rennen nicht mal so eben als Teilnehmer durchzuziehen ist, sollte jedem klar sein. Es gehört wesentlich mehr dazu, als einfach ein vermeintlich schnelles Straßenauto mit nem Käfig auszustatten!?
Hier mal ein kleine Aufstellung der Dinge und Kosten die notwendig waren um in 2001 mit einem Gr.N Astra F Gsi 16V auf Platz 42 im Gesamten ins Ziel zu kommen:
- Vorbereitungszeit für das zu 95% nebenberufliche, erfahrene Team – 7 Monate
- mindestens drei solide, schnelle und möglichst gleich große Fahrer finden, die auch noch die Kohle für den ganzen Wahnsinn aufbringen können.
- zwei Langstrecken-Teams mit ihren Mechanikern zusammenführen. Menschlich wie auch technisch! Es werden mindestens 10 Personen benötigt damit kein unnötiger Streß für einzelne aufkommt.
- eine Teamchef/Chefmechaniker – macht nix, paßt nur auf und sagt wo es lang geht!
- je ein Mechaniker pro Rad
- drei Leute für die Wagenheber: links, rechts und hinten
- zwei Tankwarte, einer davon als Mann am Feuerlöscher
- ein Mechaniker zbV, z.B. Motorraumkontrolle
- zwei Mann nur für die Reifenlogistik: Beschaffung, Luftdruck und Kennzeichnung
- zwei Personen für die Teameigene Zeitnahme
- ein Funker im Transporter, der auch gleich Lagerbulle ist.
- ein ganzes Rudel nette Frauen die für das leibliche Wohl sorgen und die Stimmung hoch halten.
- Ersatzteillogistik, Aufgabenverteilung der Mechs und deren Helfer organisieren
- Alle beweglichen Teile aus dem bereits vorhandene Rennauto schütteln und durch Neuteile ersetzten, bzw revidieren. d.h. sämtliche Fahrwerksteile, Lenkung, Bremse, Getriebe und Motor. - Kosten ca. 20.000 Euro
- Teilnahme an 3 Läufen zur Langstreckenmeisterschaft, als Shake down, bzw als Fahrer- und Crewtest – Kosten ca. 7.000 Euro
- Auto wieder zerlegen und jede Schraube checken. Neuen 24h Antriebstrang einbauen.
- 10 Tage vor dem Event die Werkstatt kpl. ausräumen und alles auf die Transporter verteilen
- eine Woche vor dem Rennen – Abfahrt
- Platz in der Boxengasse sichern und Box einrichten. Besonders spannend wir das wenn man
sich die Box auch noch mit Promis teilen muß! Es soll tatsächlich Leute geben die eine
Playstation oder eine Softeismaschine mit zum Rennen schleppen und damit den eh schon
geringen Platz in der Box blockieren!?
- wenn das Auto dann gut läuft, kommt der Renner alle zwei Stunden an die Box.
Volltanken, Räder vorn wechseln, Fahrerwechsel, nach dem Rechten sehen und ab geht’s
wieder. Alle 4-6 Stunden dann auch die Hinterräder wechseln. Nach 12 Stunden Scheiben
und Beläge vorn. Wenn dann auch noch die Rundenzeiten passen ist man unter den ersten
50 angekommen!
- Reifen: ca. 10.000 Euro
- Benzin: ca. 2.000 Euro
- Startgeld: ca. 3.500 Euro
- Essen für 20 Personen
- Miete für Womos und Transporter
- Hotelkosten
usw. – unterm Strich waren es nachher rund 22.000 Euro
Die mitgeführten Ersatzteile aufzulisten ist wohl nicht nötig. Es war alles da, mindestens einfach.
Wir hatten ein kpl. Auto in Teilen dabei, inkl. Motor, Getrieben, Achsen, Karosserieteilen.
Der Aufwand klingt vielleicht etwas überzogen, ist aber notwendig wenn man nicht schon nach einem größeren Defekt einpacken will. Wenn so viel Zeit und Geld im Spiel ist will man schließlich auch ankommen!
Die Aktion wird noch wesentlich kostspieliger wenn ein Auto zum Einsatz kommt, zu dem keine Erfahrungswerte existieren. Wichtige Daten wie: Benzinverbrauch, Reifenverschleiß, Fahrwerkseinstellungen, usw. müssen vorher ermittelt werden. Dies kostet wiederum zig Testkilometer und Geld in Massen.
Außerdem sollte man sich vom dem Gedanken frei machen, das viel Motorleistung wichtig ist! Was nützen mir 330 Turbo PS im Cali wenn ich alle Stunde zum tanken muß!? Der Polo mit 90 PS ist garantiert vor mir im Ziel!
Außerdem steht und fällt alles mit den Fahrern, ohne erfahrene Piloten geht da garnichts!